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75 Years of Porsche
Officially approved Porsche Club 2

Dia-Vortrag: Das letzte Abenteuer - Europas längste Rallye namens «Tour d'Europe»

 

Zu unserem ersten Clubabend im Jahr 2023 entführte uns Wolfgang Meletzky ins Jahr 1986 und erzählte von seinem Auftakt bei der sagenumworbenen Rallye Tour d‘ Europe. Die Strecken der Tour d'Europe führten an abenteuerliche Orte, auch fernab von Europa durch Wüsten und Schneestürme. Fahren im absoluten Grenzbereich, eine Herausforderung an physische und psychische Kräfte, um mit aller Härte am Limit zu fahren.

Die Classic Remise bietet dafür den optimalen Ort, um in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen und gleichzeitig den Duft von Benzin einzuatmen.

Voll analog mit zahlreichen Dias und Projektor ausgestattet ging die Reise mit vielen Anekdoten los. Unser Hartmut, der seinerzeit sogar an dem Porsche von Wolfgang mitgeschraubt hat, konnte sich noch genauestens an so manch technische Herausforderung erinnern. Der Porsche 911-SC (Bj. 1978) wurde damals noch beim Autohaus Eduard Winter in Berlin für das Rennen vorbereitet. Es war seinerzeit das älteste Fahrzeug im ganzen Teilnehmerfeld und eines von wenigen Privat-Teams, denn die Rallye wurde dominiert von professionell ausgestatteten und gewarteten Werkteams.

Nach monatelanger Vorbereitungsarbeit ging es dann für Wolfgang Meletzky gemeinsam mit seinem Co-Piloten Alexander Hundertmark auf die gnadenlosen Pisten der ADAC Rallye Tour d‘ Europe vom 06. bis 17. Oktober 1986. Auf einer Gesamtlänge von 6.640 km zischte die Tour durch insgesamt 10 Länder: nach Start in Schweinfurt ging es durch die CSSR, Ungarn, Rumänien bis nach Griechenland und Zypern, danach zurück über Jugoslawien und Österreich zur Zieleinfahrt in Ingolstadt.
Das zugehörige Roadbook mit Streckenmarkierungen und Wertungsetappen war nicht gerade einfach zu lesen. Begleitet wurde das SC-Team vom eigenen 3-köpfigen Servicetrupp.

Bei einer Rallye wird oft mit heißem Herzen gefahren, aber auch mit kühlem Kopf abgewogen. Das geht sogar soweit, dass ein guter Fahrer in der Konsequenz den Wagen abstellen wird, eher er am Steuer einschläft, denn gerade der Rhythmus von 36 Stunden Fahren und nur 5-6 Stunden Schlaf, Tag/Nacht/Tag zermürbt, und das manchmal eben 7 bis 8 Tage lang.
Die Konzentration ist permanent gefordert … und ganz ungefährlich ist der Spaß auch nicht immer. Wolfgang nimmt uns mit in eine eindrucksvoll bleibende Erinnerung:
„Wir sind von der Strecke abgekommen. Das kommt schon mal vor, aber diese Situation war schon sehr spektakulär. Wir befanden uns mitten in einer Wertungsprüfung in den Pyrenäen. Nachts, Regen vermischt mit Schnee, links Fels, rechts der Abgrund, einige hundert Meter tief. Wir fuhren eine endlos lange Gerade mit hohem Tempo über ständige Bodenwellen. Die Sicht war so schlecht, dass der Straßenbelag teilweise nicht zu erkennen war, also volle Orientierung über das Gebetbuch.
Und dann passierte es … In der ersten Linkskurve nach der Geraden lag plötzlich Sand auf dem Asphalt und unser Fahrzeug driftete aus der Kurve, über das Schotterband, beide Hinterräder frei über dem Abgrund. Die Bodenwanne bremste den Wagen ab bis zum Stillstand. Uns stand das Herz auch fast still. Der erste Griff war instinktiv der zum Hauptschalter, damit die Kiste nicht bei einem Absturz auch noch explodierte.
Zum Glück baumelten wir auf der sprichwörtlichen Klippe. Ganz vorsichtig, immer das Körpergewicht nach vorne gelagert, hangelten wir uns über die Motorhaube nach draußen. Mit einem Seil gelang es den Wagen so lange zu sichern, bis ihn der Streckendienst bergen konnte. In der Wertung fielen wir dadurch natürlich hoffnungslos zurück.“

Insgesamt traten im Jahr 1986 38 Rallye-Teams an den Start, 22 Teams erreichten das Ziel, darunter auch Wolfgang und Alexander mit einem respektablen 8. Platz.

Wolfgang hat mit seinem Schätzchen noch weitere 5-mal bis zur letzten ausgetragenen Rallye im Jahr 1992 an der Tour d‘ Europe teilgenommen und viele wertvolle Erfahrungen und aufregende Eindrücke gesammelt.